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Erfahrungsbericht eines Student Trainees im Bereich Legal Tech

Kurzpraktikum im Bereich Legal Tech

Neilton Meewes hat ein 6-wöchiges Kurzpraktikum im Bereich Legal Tech absolviert und teilt seine Beweggründe und Erfahrungen in diesem Bericht.

Zur offenen Stelle

Weshalb hast du dich entschieden, bei Bär & Karrer ein Praktikum in Legal Tech zu absolvieren?

Da gibt es viele Gründe - vor allem aber zwei: Erstens, weil ich mich bereits seit einiger Zeit für Legal Tech und das Zusammenspiel zwischen Recht und Technologie interessiere. Zweitens, weil dieses Praktikum eine einmalige Möglichkeit ist, einen Einblick zu erhalten, wie eine führende Schweizer Grosskanzlei mit den neusten technologischen Entwicklungen und Trends umgeht. Da Bär & Karrer eine hervorragende Reputation geniesst, freute ich mich insbesondere darauf, zu lernen was alles beachtet werden muss, um den besten Nutzen aus Legal Tech zu ziehen und dabei gleichzeitig die höchsten Standards zu wahren.

Inwiefern hast du erlebt, dass technologische Innovationen den Arbeitsalltag in der Rechtsbranche positiv beeinflussen und zur Effizienzsteigerung beitragen?

Ich habe zum Beispiel erlebt, wie diverse Technologien die Anwälte und Anwältinnen in repetitiven und fehleranfälligen Aufgaben unterstützen können, damit sie sich auf die wichtigen, rechtlichen Probleme konzentrieren können. Dies können zum Beispiel Dokumentenautomatisierungs-, aber auch Legal Project Management- oder speziell für die Anwaltschaft entwickelte Präsentationstools sein.

Ich fand es erstaunlich, wie viele Tools und Programme es heute bereits gibt, die Probleme lösen, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.

Inwiefern hat dein Praktikum deine Interessen in Bezug auf Legal Tech vertieft und dein Verständnis für die Bedeutung dieser Technologien im rechtlichen Umfeld erweitert?

Ich war bereits vor dem Praktikum an diesem Thema interessiert. Dieses Praktikum hat mir aber gezeigt, wie gross das Potential von Legal Tech ist, und wie Rechtsdienstleistungen dadurch verbessert werden können.

Somit hat sich mein Interesse und vor allem mein Verständnis in Bezug auf Legal Tech definitiv stark erhöht.

Wie hast du die Integration von Technologie in den rechtlichen Arbeitsablauf erlebt, und welche Herausforderungen oder Chancen hast du dabei festgestellt?

Ich durfte während meinem Praktikum bei Bär & Karrer mit diversen Legal Tech Tools arbeiten, mit vielen verschiedenen Anbietern sprechen, und sogar an einer Legal Tech–Konferenz teilnehmen, womit ich mir ein gutes Allgemeinbild machen konnte.

Die Chancen sehe ich sicher darin, dass – wie bereits erwähnt – die Effizienz und Qualität der Rechtsdienstleistungen enorm gesteigert werden können, was sowohl für die Anwaltschaft sowie für die Mandanten spannend ist.

Da diese Welt aber noch relativ jung ist, ist man manchmal noch ein wenig auf sich allein gestellt. Es gibt beispielsweise wenige oder - je nach Tool – keine Anleitungen und Probleme müssen oft selbst bzw. innerhalb des Teams gelöst werden. Auch befinden sich viele Tools noch in der Entwicklungsphase, enthalten Bugs, oder sind schlecht unterstützt vom Anbieter.

Ich habe auch gelernt, dass die Nutzung eines Tools, welches eigentlich perfekt wäre, trotzdem unmöglich sein kann. Das kann durch rechtliche Hürden bedingt sein (zum Beispiel Datenschutz oder das Anwaltsgesetz) oder durch interne Vorrichtungen – zum Beispiel inkompatible IT-Einrichtungen oder andere bestehende Legal Tech Tools.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass Legal Tech-Tools und vor allem deren Integration noch einfacher, schneller und intuitiver werden müssen, damit Anwaltskanzleien ihr volles Potential nutzen können und werden.

Wie hat dein Praktikum im Legal Tech-Bereich deine Sichtweise auf die Verbindung zwischen Recht und Technologie verändert?

Das Praktikum hat mir gezeigt, dass sich diese zwei Welten eigentlich sehr ähnlich sind, und somit lassen sie sich auch gut verbinden, insbesondere bei der Dokumentenautomatisierung. Es ist aber auch oft so, dass sie sich gegenseitig "aushebeln", da beispielsweise das Recht der Technologie nachhinkt, bzw. die Technologie nicht mit den regulatorischen Vorschriften vereinbar ist.

Würden diese Inkompatibilitäten bereinigt, wäre das Potential von Legal Tech wohl noch viel höher.

Gab es eine bestimmte Situation oder ein Projekt, das dir gezeigt hat, wie Technologie die Art und Weise verändert, wie Rechtsdienstleistungen erbracht werden?

Viele! Besonders Tools, welche Transparenz und Effizienz erhöhen, finde ich sehr spannend. Wir haben beispielsweise ein Legal Project Management Tool evaluiert, womit die wichtigsten Abläufe von gewissen Transaktionsprozessen festgehalten und anschliessend von allen Parteien "live" mitverfolgt werden können. Somit kann vermieden werden, dass Unterlagen vergessen gehen oder Missverständnisse entstehen, und es macht den ganzen Prozess für die Mandanten übersichtlicher.

Welche persönlichen Erkenntnisse hast du aus deinem Praktikum im Legal Tech-Bereich gezogen?

Legal Tech kann die Rechtsdienstleistungen stark verändern, und dabei ist es natürlich wichtig, die Tools auszuwählen, die für die Kanzlei am besten passen und deren Werten am nächsten entspricht.

Es ist aber auch davon abhängig, wie man die Nutzung der Tools innerhalb der Kanzlei organisiert.

Die wichtigste Erkenntnis für mich in diesem Praktikum war, dass es für die Benutzer (also Anwälte und Anwältinnen) schnell zu aufwendig wird, ein gewisses Tool zu benutzen, wenn dieses nicht nahtlos in den jeweiligen Arbeitsprozess inte-griert ist. Die Qualität der Zusammenarbeit zwischen dem internen Legal Tech Team mit den einzelnen spezialisierten Legal Teams ist für die erfolgreiche praktische Ausschöpfung eines Legal Tech Tools somit genauso wichtig, wie die Qualität und das "theoretische" Potential des Tools.

Haben die Erkenntnisse, welche du aus dem Praktikum gezogen hast, einen Einfluss auf deine geplante Ausbildung/Spezialisierung?

Dieses Praktikum war spannend und lehrreich, und ich bin nun überzeugt, dass ich mich auch in Zukunft eng mit dem Thema Legal Tech befassen möchte. Obwohl ich immer noch gedenke, den "klassischen" Weg des Anwaltspatents zu gehen, bin ich davon überzeugt, dass ich Legal Tech in meinem Arbeitsalltag ständig benutzen werde.

Wie bereits in der letzten Frage erwähnt, denke ich, dass es sehr wichtig sein wird, auch als Jurist oder Anwalt Legal Tech zu verstehen, damit ich es optimal benutzen kann. Für mich ist das Erlernen bzw. Entdecken von Legal Tech somit ähnlich wie das Lernen einer neuen Sprache, und ich werde versuchen, es in Zukunft so gut wie möglich beherrschen zu können.

Neilton Meewes studiert Recht an der UZH, und wird dieses Jahr ein LL.M. in Legal Innovation and Technology an der Chicago-Kent University in Chicago absolvieren.